Sonntag Sachsen News

https://www.sonntag-sachsen.de/sonntag.xml

Sonntag Sachsen News

Alles in neuem Licht

2024-05-1509:49

Sonntag Sachsen

Wie weit entfernt scheint der heilige, der heilende Geist Gottes in diesen Tagen. Es toben ja so viele andere Geister – Geister der Bosheit, des Hasses, der Zerstörung, der Feindschaft, der Resignation. Die Welt scheint im Leiden zu versinken. Wo ist der Geist Gottes, der ein Geist des Friedens, der Versöhnung, der Heilung und der Liebe ist? Wenn es die Folgen sind, an denen man erkennt, wes Geistes Kind jemand ist, leben wir in Zeiten der Herrschaft der bösen Geister. So viel Blut, so viel Elend, so viel unfassbare Not schreit zum Himmel. Ängstlich wie die ersten Jünger am Karfreitag drängt sich die sehnsuchtsvolle Frage nach der Gegenwart Gottes auf. Heiliger Geist, wo bist du?

Dabei bedeutet Pfingsten zuerst, all die wirkenden Geister zu unterscheiden und zu fragen: Aus welchem Geist lebe ich? Für welchen Geist entscheide ich mich? Wenn wir zu Pfingsten beten »Komm, heiliger Geist«, widersprechen wir den Todesmächten dieser Zeit und bitten um die Überwindung des Geistes, der den Sinn in Richtung Feindschaft, Hader, Zorn, Zank, Zwietracht, Spaltung lenkt; und wir bitten um die Ausgießung des heiligen Geistes, dessen Frucht Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut ist (Galater 5).

Der heilige Geist erwächst aus dem Raum, der ihm innerlich eingeräumt wird. Denn das, was ich nähre, wird groß. Jenes, dem ich meine Aufmerksamkeit, mein inneres Streben, mein Vertrauen widme, wächst. Es ist nicht egal, vielmehr entscheidend, aus welchem Geist, aus welcher Grundhaltung heraus gelebt wird. Das Bitten um das Kommen des Heiligen Geistes ist kein Bitten um eine ferne, äußere Macht, sondern zuerst um einen Mentalitätswandel, einen Geistwandel auf Gott hin – die Bereitschaft, selbst ein Kind des Geistes Gottes zu werden und in ihm zu leben und zu wandeln.

Inmitten der machtvollen Wirklichkeit der bösen Geister eröffnet Pfingsten so die Wirklichkeit Gottes – durch ein Erfasstwerden der Jünger vom Heiligen Geist. Das Wunder der »Geistausgießung« verbindet diejenigen, die sich ihm öffnen, mit Gottes verwandelnder Lebenskraft. Sie wirkt schon jetzt – und am Ziel ganz und gar. Die Rettung durch Gottes verwandelnde Schöpferkraft ist aufgeschienen und taucht seither alles in ein neues Licht. Pfingsten heißt also: Es wird nicht kapituliert vor den schrecklichen Realitäten der Gewalttaten, Zerstörungen, Ungerechtigkeiten, weil sich der größere Horizont Gottes aufgetan hat. In und durch jene, die sich darauf ausrichten, sich von ihm ergreifen lassen und sich als Teil der Verwandlungskraft Gottes verstehen, ist Gott gegenwärtig.

Wenn der Heilige Geist als das »Angeld der Herrlichkeit« (Epheser 1) bezeichnet wird, heißt das: Gottes andere Macht der größeren Liebe fließt und wirkt schon jetzt – durch die Eigentümer des »Angeldes«, durch die, die sich mit ihm verbinden: die sich lossagen von den Geistern dieser Welt und Jesus nachfolgen. Pfingsten bedeutet, sich selbst auf den Weg des Geistes Gottes zu machen – durch eine innere Geistesausrichtung und ein äußeres Tun.

Diesen Weg hat Jesus in den Seligpreisungen vorgezeichnet: Kinder des Geistes Gottes sind die Sanftmütigen, die Gerechtigkeitsuchenden, die Friedfertigen, die Mitleidenden, die Leidenden. Diese Spur des Geistes führt zum Leben. Es wartet auf den, der sich rufen lässt. So, wie es Albert Schweitzer einmal ausgedrückt hat: »Als ein Unbekannter und Namenloser kommt er (Jesus) zu uns, wie er am Gestade des Sees an jene Männer, die nicht wussten, wer er war, herantrat. Er sagt dasselbe Wort: Du aber folge mir nach! Und stellt uns vor die Aufgaben, die er in unserer Zeit lösen muss. Er gebietet. Und denjenigen, welche ihm gehorchen, Weisen und Unweisen, wird er sich offenbaren in dem, was sie in seiner Gemeinschaft an Frieden, Wirken, Kämpfen und Leiden erleiden dürfen, und als ein unaussprechliches Geheimnis werden sie erfahren, wer er ist …«

2